RFT
Hauptuhren
Inhalt
In den folgenden Abschnitten stelle ich den Teil meiner Sammlung vor, welcher RFT Hauptuhren umfasst.
RFT Uhrenzentrale LUhZ B 12/24
Mit diesem Projekt hat meine Sammlerleidenschaft seinen Zenit gefunden. Nach vielen Jahren der (passiven) Suche erhielt ich 2024 eine RFT Uhrenzentrale, bestehend aus 12 Nebenuhrlinien. Die Zentrale befand sich in einem hervorragenden Fundzustand. Etwas „Schwund“ war zu verzeichnen, jedoch machte dieser den Aufbau dennoch nicht unmöglich.
Beschreibung
Bei starker Konzentration einer großen Anzahl von Nebenuhren bzw. Nebenuhrlinie, z. B. große Bahnhöfe, Betriebe mit ausgedehnten Werkhallen, örtlich zusammengedrängte Streckenbereiche usw., ist auf Grund der begrenzten Schaltleistung der Einsatz einer Hauptuhr nicht mehr möglich. In diesem Falle wird die Steuerung der Nebenuhrlinien durch sogenannnte Uhrenzentralen übernommen.
Eine solche Uhrenzentrale enthält im allgemeinen zwei Hauptuhren, von denen zwar beide in Betrieb sind, jedoch nur jeweils eine die Steuerung der Nebenuhren übernimmt. Man unterscheidet hierbei in Hauptuhr I (Betriebssteueruhr) und Hauptuht II (Reserveuhr).
Ergänzt wird die Uhrenzentrale durch die Nebenuhrfelder, welche Kontrollnebenuhren zur Überwachung der Nebenuhrenlinien, Umschalter für Handbetätigung der Nebenuhrenlinien, Kontrolleuchten zur Störungssignalisierung und Messgeräte beherbergen.
Die Konstruktion der Uhrenzentrale ist so gehalten, dass wahlweise nach einem Baukastenprinzip die Größe nach der Anzahl der erforderlichen Nebenuhrlinien zusammengesetzt werden kann. Die maximalen Ausbaustufe ist aus 5 Gruppen zu je 6 anschaltbaren Nebenuhrlinien zusammengesetzt. Die Hauptuhren sind an den beiden Enden der Zentrale angeordnet.
Maße
Funktionsweise
Die Hauptuhren sind schaltungsmäßig so verknüpft, dass die Hauptuhr I gleichzeitig neben der Steuerung der Nebenuhren auch eine Gleichlaufhaltung bzw. Synchronisation der Hauptuhr II durchführt. Bei Ausfall der Hauptuhr I wird eine automatische Umschaltung der Zentrale auf die Hauptuhr II eingeleitet, die dann die Steuerung der Nebenuhren übernimmt. Die Größe einer Uhrenzentrale richtet sich nach der Anzahl der angeschalteten Nebenuhren bzw. Nebenuhrlinien des jeweiligen Bereiches.
Wenn beide Pendel der Hauptuhren in gleichem Rhythmus schwingen, so kann auf Grund ihrer Präzision nur eine sehr kleine Abweichung in der Genauigkeit auftreten. Diese Abweichungen werden nun durch eine elektromechanische Einrichtung ausgeglichen.
An der Hauptuhr I ist ein Pendelkontakt (pk) angebracht, der bei jeder Rechtsschwingung des Pendels betätigt wird und einen Impuls zur Hauptuhr II auslöst. Durch diesen Impuls wird der Elektromagnet (EM) der Hauptuhr II erregt. Er befindet sich im Gehäuse beider Hauptuhren und ist in der Mitte des Pendels deutlich sichtbar. An der Pendelstange ist ein kleiner permanenter Magnet angebracht, der in einem bestimmten Abstand über den Elektromagneten schwingt. Er befindet sich immer dann über dem Kern des Elektromagneten, wenn von der Hauptuhr I eine Enrregung erfolgt. Schwingt das Pendel langsamer als das der Hauptuhr I, wirkt die Anzugskraft beschleunigend auf das Pendel. Im umgekehrten Falle bei schnelleren Schwingungen des Pendels wirkt die Kraft des Elektromagneten hemmend auf den permanenten Magneten ein, der versucht, ihn für die Länge des Impulses festzuhalten.
Das Prinzip der automatischen Umschaltung der Hauptuhren beruht darauf, dass der Steuerimpuls der Hauptuhr I überwacht und mit dem Steuerimpuls der Hauptuhr II verglichen wird. Zu diesem Zweck schaltet die Hauptuhr II einige Sekunden später (allgemein ca. 10 s). Die Verzögerung hat keinen Einfluss auf die Gleichlaufhaltung, da der Rhythmus der Pendelschwingungen nicht beeinträchtigt wird. Wird von der Hauptuhr I kein Steuerimpuls gegeben, so findet bei der Auslösung des Steuerimpulses der Hauptuhr II die Umschaltung statt und II übernimmt die Steuerung der Zentrale. Zur Überwachung wird der Ausfall signalisiert. Eine automatische Zurückschaltung bei Wiedereintreffen des Steuerimpulses von der Hauptuhr I tritt nicht ein, da die Störung einwandfrei analysiert werdep soll. Die Zurückschaltung muss von Hand vorgenommen werden. Eine Zeitverzögerung muss deshalb in Kauf genommen werden, da der fehlende Impuls zur Steuerung der Zentrale von der Hauptuhr II nach der Umschaltung „nachgeliefert“ werden muss.
S-Nr. 84/0475
Baujahr 1984
Erhalten in 2024
Verwendung: Derzeit in Restauration
RFT Hauptuhr HU12
Diese elektronische Hauptuhr ist relativ verbreitet und daher auch heute noch oft zu erhalten. Technisch identisch, gibt es sie in verschiedenen Gehäuseformen von RFT, GW oder Elfema.
Beschreibung
Die elektronische Hauptuhr HU12 ist mittels mechanischen Antriebs in der Lage, innerhalb festgesetzter Zeitintervalle entsprechend der Uhrzeit elektrische Impulse zum Zwecke des Steuerns von Nebenuhren bzw. Uhrenschleifen an eine drahtgebundene Leitung abzugeben.
Da die Hauptuhr die Zeitgenauigkeit aller angeschlossenen Nebenuhren bestimmt, wird hierzu keine Uhr mit Federwerk, sondern mit Gewichtsantrieb benutzt. Die Kraft einer Feder hat die Eigenschaft, in gespanntem Zustand verschieden gegenüber dem entspannten Zustand zu sein, während ein Gewicht mit dauernd konstanter Kraft wirkt.
Für die Ganggenauigkeit sorgt ein Pendel mit einer Schwingungsdauer von 3/4s.
Die Uhr ist in einem verschließbaren Gehäuse aus Holz mit Glasabdeckung untergebracht. In diesem ist der Uhrwerksbock, das darauf aufgesetzten Uhrwerk mit Kontaktsatz und Gewicht, den Sicherungen und Widerständen (u.a. zur Funkenlöschung) und dem Pendel samt Pendelfeder untergebracht.
Maße
Funktionsweise
Der Antrieb des Pendels erfolgt durch den Zug des Gewichtes über den sogenannten Grahamgang. Das Pendel ist mittels einer geschlitzten Blattfeder (Pendelfeder) aufgehangen und gestattet eine praktisch ungehemmte Schwingung des Pendels. Die Verbindung zum Anker des Grahamganges wird durch eine sogenannte Pendelgabel hergestellt, die das Pendel umfasst und den Bewegungen zwangsläufig folgt. Die Pendelgabel überträgt somit die Pendelbewegung auf den Anker des Grahamganges. Das Steigrad des Grahamganges wirkt mit seiner Umdrehung unmittelbar auf das Uhrwerk, welches mittels Zahnräder die Übersetzungen der Zeigerumläufe sowie die Betätigung der Kontakte zur Impulserzeugung bewirkt. Durch die Paletten des Ankers, die im Rhythmus der Pendelschwingungen in die Zähne des vom Gewicht angetriebenen Steigrades eingreifen, wird sichergestellt, dass die Drehung des Steigrades unmittelbar vom Schwingrhythmus des Pendels abhängig ist. Das Steigrad kann sich somit nur so schnell drehen, wie es die Pendelschwingungen zulassen. Das Pendel reguliert somit die Ganggenauigkeit der Hauptuhr.
Wie bereits beschrieben, wird der Antrieb mit Hilfe eines Aufzugsgewichtes betätigt. Es ist daher erforderlich, dass dieses Antriebsgewicht von Zeit zu Zeit aufgezogen wird. Bei den elektronischen Hauptuhren von RFT erfolgt das „Aufziehen“ des Antriebsgewichtes im Zuge der Fortschaltung der angeschlossenen Nebenuhren mittels seiner Gleichstromquelle bzw. durch den durch die Gleichstromquelle gespeisten Aufzugsmagneten. Der Aufzugsmagnet, welcher über Kontakte der Hauptuhrschaltung angereizt wird, betätigt einmal den Gewichtsaufzug und löst zum anderen über einen Kontaktsatz den Stromimpuls für die Nebenuhren aus. Der Gewichtsaufzug wird jede Minute betätigt; damit bleibt die Strecke des hochzuziehenden Gewichtes sehr kurz.
Durch den Aufzug wird, im Falle eines andauernden Spannungsausfalls, eine Gangreserve von ca. 9 Stunden und die automatische Nachholung der Nebenuhren auf die richtige Uhrzeit realisiert. Dazu werden die „ausgefallenen“ Impulse für die Nebenuhren und für das Aufzugsystem durch Ablauf des Umlaufnockens am Differential festgehalten. Beim Wiedereinsetzen der Stromversorgung gibt ein vom Pendel betätigter Kontakt im Rhythmus der Pendelschwingungen diese Stromimpulse auf das Aufzugsystem frei.
Nr. 1
S-Nr. 003817/3717
Baujahr/gepürft am 27.5.1968
60V ohne Signaleinrichtung
Verwendung: Abgegeben an einen Bekannten.
Nr. 2
S-Nr. 000476/0908
Baujahr/geprüft am 31.5.1965
24V mit Signaleinrichtung
Verwendung: Demontiert, Gehäuse irreparabel zerstört (Holzwurm).
RFT Hauptuhr HU22
Nach reichlicher erfüllte ich mir 2022 den Wunsch nach einer RFT HU22. Diese betreibe ich seitdem 24/7/365 mit entsprechender Zuverlässigkeit.
Beschreibung
Die HU22 enthält ein 1-Sekundenpendel, das je Minute 60 Halbschwingungen ausführt. Sie wird für den Einbau in Uhrenzentralen verwendet und außerdem dort, wo Nebenuhren mit sekündlicher Fortschaltung betrieben werden sollen.
Bei der Ausführung der Hauptuhr mit Sekunden-Nebenuhrenlinien erfolgt die Impulsgabe durch einen zusätzlich eingebauten, direkt vom Pendel gesteuerten Umschaltkontakt, der jede Sekunde einen gleichgerichteten Impuls von etwa 0,5 s Dauer abgibt. Um polarisierte Stromimpulse für die anzuschließenden Sekunden-Nebenuhren zu erhalten, wird zusätzlich in die Hauptuhr ein Sekundenimpulsverstärker eingebaut, der den Anschluß von 2 Sekunden-Nebenuhrenlinien mit etwa 0,5 A Belastung je Linie gestattet. Der Impulsverstärker besteht im Wesentlichen aus 2 Relais, die die vom Sekundenkontakt kommenden gleichgerichteten Stromimpulse in polarisierte umsetzt.
Diese Hauptnhr wird in einem mit Eiche furnierten Holzgehäuse für Wandbefestigung, für Fortschaltung je Minute (60) mit oder ohne Signaleinrichtung geliefert.
Maße
Funktionsweise
Die Funktionsweise ist äquivalent zur bereits für die HU12 beschriebenen Funktionsweise.
Die Pendeluhr besitzt einen Gewichtsantrieb und als Gangregler ein
temperaturkompensiertes 1-Sekundenpendel, welches 60 Halbschwingungen je Minute
ausführt.
Der Aufzug der Hauptuhr wirkt selbsttätig im Rahmen der Fortschaltung der angeschlossenen Nebenuhren.
Die Uhr verfügt über eine Gangreserve von ca. 9 Stunden und kann die ausgefallenden Impulse automatisch nachholen.
Nr. 1
S-Nr. 008704/44
Baujahr/geprüft am 30.7.1982
24V ohne Signaleinrichtung
Verwendung: Einsatz in Uhrenzentrale als HU 2
Nr. 2
S-Nr. 0071021/763
Baujahr/geprüft am 14.2.1978
24V mit Signaleinrichtung
Verwendung: Einsatz in Uhrenzentrale als HU 1